Atari

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Atari, Inc
Atari Logo 80s.png Atari Logo.png
Gründungsdatum 1969 als Syzygy;
ab 27.06.1972 als Atari
Firmenschließung 30.07.1996
Unternehmenssitz Santa Clara, Sunnyvale, Kalifornien, USA
Firmenleitung
Mitarbeiter Jay Miner, Shiraz Shivji,
David Crane, Alan Miller, Jim Levy, Larry Kaplan, Bob Whitehead,
Ted Dabney, Al Alcorn, Mike Hally,
Ed Logg, Howard Scott Warshaw, Dona Bailey, Gregg Tavares
Informationen Der Artikel bezieht sich auf die Zeit vor dem Aufkauf 1996
Label: Atari Games
Label: Atarisoft
Label: Atari Corp.


Atari war von Mitte der 1970er-Jahre bis etwa Anfang der 1980er-Jahre nahezu marktbeherrschend im Bereich der Arcade-Automaten und Spielkonsolen. Durch den Videospielecrash im Jahr 1983 sah sich die Firma Warner Communications gezwungen, das Unternehmen in die beiden Firmen Atari Games Inc. und Atari Corp. aufzuteilen.

1984 wurde Atari Corporation von Jack Tramiel nach dessen Entlassung bei Commodore für 240 Millionen US$ aufgekauft und zum größten Konkurrenten für Commodore aufgebaut. Im seit Ende der 1970er-Jahre entstehenden Heimcomputermarkt gehörte Atari zu den Pionieren und besaß zu Anfang einen erheblichen technischen Vorsprung gegenüber den direkten Konkurrenten. Spätestens mit Erscheinen des C64 fiel Atari die Rolle des ewigen Zweiten nach Commodore zu. Anfang der 1980er-Jahre war Atari auch Lizenznehmer für Computer- und Videospieleumsetzungen von Nintendo-Arcadespielen unter dem Label Atarisoft.

Der Name Atari war nur zweite Wahl, der Wunschname war ursprünglich Syzygy. Diese Firmenbezeichnung wurde von Nolan Bushnell in den Anfangszeiten 1969 bis etwa 1972 verwendet. Da diese Marke aber bereits von einer anderen Firma geschützt worden war, entschied man sich für den Fachbegriff Atari aus dem in Japan beliebtem Brettspiel Go. Er bezeichnet eine Stellung, bei der nahezu umzingelte Spielsteine nur noch einen einzigen Ausweg haben. Das Logo soll in stilisierter Form den Berg Fuji darstellen.


Spacewar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spacewar Arcade Automat

1966 sieht Nolan Bushnell das Spiel Spacewar. Techniker der University of Utah haben dieses Spiel auf einer Großrechenanlage programmiert und stellen dies der Öffentlichkeit vor, während Bushnell dort seinen Bachelor of Science macht. Bushnell ist begeistert und arbeitet mit Ted Dabney an der Entwicklung des Spacewar-Automaten. Die Firma Nuttin Associates baut Münzautomatenspiele und erklärt sich bereit Spacewar zu vertreiben. 1500 Spacewar-Automaten werden in Handarbeit hergestellt. Der Erfolg dieser ersten elektronischen Arcademaschine bleibt allerdings weit hinter den Erwartungen zurück. Lediglich 500 bis 1000 Automaten werden verkauft. Bushnell kommt zu der Erkenntnis, dass Spacewar schlicht zu kompliziert ist.


Pong[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch Hauptartikel: Pong

Pong Videospiel

Nolan Bushnell sieht 1972 die Präsentation der ersten Spielkonsole Magnavox Odyssey auf einer Spielwarenmesse. Ein Spiel mit dem Namen Tennis ist für das Odyssey erhältlich und dient Bushnell als Vorlage für Pong. Es ist simpel und zwingt den Spieler nicht sich damit zu beschäftigen, sondern kann das Spiel spielen, ohne ein Handbuch lesen zu müssen. Magnavox bleibt Ataris Tennis Klon nicht verborgen und zieht gegen Bushnell vor Gericht. Zwar kann sich Magnavox gegen Bushnell durchsetzen; der Erfolg des simplen Spiels legt dennoch den Grundstein für die marktbeherrschende Stellung Ataris Ende der 1970er- bis Mitte der 1980er-Jahre.

Um zu testen, ob Pong erfolgreich ist, wird der Automat im November 1972 in der Bar "Andy Capp's Tavern" aufgestellt. Zwei Tage später erhält Bushnell einen harschen Anruf vom Besitzer der Bar, dass der Automat defekt wäre. Als der Designer Allan Alcorn den Automaten inspiziert, stellt er fest, dass dieser gar nicht defekt ist, sondern, dass die Münzenbox schlichtweg voll ist. Aufgrund dieses Tests und der Absage aller führenden Spielautomatenhersteller wird beschlossen, Pong in Eigenregie zu produzieren und zu vertreiben. Atari Inc. wird daraufhin gegründet.


Atari 2600[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari VCS

1975 beginnt man bei Atari mit der Entwicklung einer Konsole, die es interessierten Menschen ermöglichen soll, alle vier aktuellen Atari-Arcadespiele zuhause zu spielen. Das System wird schließlich ab 1977 als Atari Video Computer System, kurz VCS, vermarktet. Bei der verwendeten CPU vom Typ MOS 6507, einen 28pin-Prozessor, handelt es sich um ein vereinfachtes Derivat des bekannten 6502. Mit Farbgrafik, Sound und Anschlüssen für 2 Joysticks bzw. 4 Paddles erobert sich die kleine Konsole vom Start weg immer größere Marktanteile. Der Name Atari wird in der zweiten Hälfte der Siebziger zum Inbegriff für Videospiele. Um das VCS finanzieren zu können, sucht Atari nach einem finanzkräftigen Investor. 1976 verkauft Bushnell seine Firma an Warner Communications, verbleibt jedoch geschäftsführend im Unternehmen. Allerdings scheidet Bushnell schließlich 1979 aus dem Unternehmen aus, da er mit der von Warner vorgegebenen Richtung nicht einverstanden ist. Der neuen Konzernmutter ist die eher lockere Firmenphilosophie ein Dorn im Auge, den Angestellten wird u.a. das Tragen von Krawatten verordnet, und viele der bisher gewohnten Freiheiten gestrichen. Darüber hinaus weigert sich der neue CEO Ray Kassar standhaft, die kreativen Softwareentwickler, die an den florierenden Umsätzen des Unternehmens maßgeblichen Anteil haben, in Form von Bonuszahlungen zu beteiligen, da diese nach Kassars Meinung nur die Arbeit tun für die sie bezahlt werden. Auch eine erbetene namentliche Erwähnung der Spieleentwickler auf den Covern der von ihnen entworfenen Programme lehnt Kassar kategorisch ab. Eine Reihe hochkarätiger Atari-Programmierer wie David Crane verlassen daraufhin ebenfalls die Firma und gründen im selben Jahr Activision, um Spiele für das Atari VCS zu entwickeln und zu veröffentlichen. 1982 wird das Atari VCS in Atari 2600 umbenannt, um die Konsole als Vorgängermodell der Neuentwicklung Atari 5200 zu kennzeichnen. Das eigentlich als Nachfolger vorgesehene Atari 5200 (technisch basierend auf den XL-Heimcomputern) wird vom Zusammenbruch des Videospielmarkts 1983 voll getroffen, nur in sehr geringen Stückzahlen produziert und bald wieder vom Markt genommen. Vom letzten Evolutionsschritt Atari 7800 werden 1984 sogar nur noch einige tausend Exemplare abgesetzt, bevor die Produktion von Jack Tramiel gestoppt wird. Auch eine Wiederbelebung des 7800 im Jahr 1986 verläuft wenig erfolgreich, da sich Atari mit dem 7800 und dem XE Game System selbst Konkurrenz macht. Lediglich das altehrwürdige Atari VCS 2600 wird weiterhin erfolgreich hergestellt und vertrieben. Jedoch wird das Gerät vereinfacht, um es billiger zu produzieren. Als Atari 2600 Jr. wird es noch bis 1991 gebaut. Mit ca. 30 Millionen verkauften Exemplaren ist das Atari VCS die mit Abstand erfolgreichste Spielkonsole der 1970er- und 1980er-Jahre.

C64-Konvertierungen:

Atari 400/800[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari 400

Ende der 1970er-Jahre entschließt sich Atari, seine Produktpalette auf 8-Bit-Computer für den Heimanwenderbereich auszudehnen. Die vom Team um Jay Miner entwickelten Modelle Atari 400 und Atari 800 werden ab 1979 verkauft und können sich innerhalb kurzer Zeit am Markt etablieren. Mit einer grafischen Auflösung von 320×192 Pixeln, einer Farbpalette von 128 Farbtönen und vierstimmigem Tongenerator sind die neuen Computer allen am Markt befindlichen Konkurrenzprodukten deutlich überlegen, und die ersten Computer überhaupt die über spezialisierte Custom-Chips für Grafik, Sound und I/O-Funktionen verfügen. Während der Atari 400 mit Folientastatur und zunächst nur 8 KByte (schon bald ersetzt durch 16 KByte) Arbeitsspeicher klar auf den Einsteigermarkt zielt, ist der Atari 800 mit 16 KByte (später 48 KByte) und professioneller Schreibmaschinentastatur höher am Markt positioniert. Dafür ist er auch deutlich teurer als sein kleiner Bruder und wird von der angepeilten Zielgruppe semiprofessioneller Heimanwender nicht recht ernst genommen, da Produkten mit dem Atari-Logo durch den großen Erfolg des Atari VCS der Ruf von Spielzeug anhaftet. Bis 1982, also in der Zeit kurz vor der Video-Spiele-Krise, hat Atari mit Ausnahme des 1981 erschienenen Commodore VC20 jedoch kaum Konkurrenz zu befürchten, der ebenfalls 1981 eingeführte TI-99/4A spielt aufgrund seines hohen Preises wie der Apple II in einer anderen Liga, während Tandys älterer TRS-80 wie auch der Einsteigercomputer ZX81 technisch weit zurückbleiben. Erst mit der Einführung des C64 kommt ein technisch mehr als ebenbürtiger Gegner für den Atari 800 auf den Markt, während fast zeitgleich mit dem Sinclair ZX Spectrum ein starker Konkurrent für den Atari 400 erscheint. Atari reagiert darauf mit der Weiterentwicklung der 400/800-Serie zum 600XL/800XL.

Atari XL[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari 800XL

Die Einführung des C64 im Jahr 1982 zwingt Atari zum Handeln. Konnte man sich bis zu diesem Zeitpunkt noch auf einen klaren technischen Vorsprung gegenüber den Produkten der Konkurrenz von Sinclair und Commodore verlassen, zeigt sich der neue C64 den eigenen Rechnern nun in einigen Bereichen überlegen, und das bei einem deutlich geringeren Preis. Kostenreduktion ist das Gebot der Stunde, und so erscheint in den USA als Antwort auf den C64 der Atari 1200XL in völlig neuem, modernen Gehäuse mit 64 KByte Speicher, professioneller Tastatur und einer auf 256 Farben erweiterten Farbpalette.
Leider zeigt der neue Computer von Anfang an gravierende Schwierigkeiten in Form von mangelhafter Kompatibilität mit der Vorgängerserie, was den Erfolg des neuen Modells von vornherein zunichte macht. Der 1200XL wird daher schon bald nach seinem Erscheinen wieder vom Markt genommen und durch die nochmals überarbeiteten 600XL und 800XL ersetzt, welche sich nur durch unterschiedlich große Gehäuse und Arbeitsspeicher (600XL: 16 KByte, 800XL: 64 KByte) unterscheiden. Durch die Optimierung des Betriebssystems und Anpassungen an der Hardware sind die neuen Computer nun wieder beinahe vollständig kompatibel zum alten Atari 400/800. Im Preiskrieg mit Commodore hat Atari der aggressiven Marktstrategie Jack Tramiels jedoch wenig entgegenzusetzen, und muss die neuen Computer, um halbwegs konkurrenzfähig zu bleiben, zu einem Preis verkaufen, bei dem praktisch kein Geld mehr verdient wird.


Atari 5200[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Technischer Ableger der XL-Serie ist die ambitionierte, aber erfolglose Spielkonsole Atari 5200, welche durch den Zusammenbruch des Videospielmarkts 1983/84 nur schleppende Verkäufe zu verzeichnen hat. Hinzu kommen technische Probleme mit den zu komplizierten und mit zahlreichen Funktionen überladenen Game-Controllern, welche häufig Defekte aufweisen, und nicht durch Produkte von Drittanbietern ersetzt werden können, sowie die nicht gegebene Kompatibilität mit dem VCS 2600 und dessen riesiger Palette an Spielsoftware. Auch ein letzter Versuch Ataris, dem 5200 durch ebenso exklusive wie hervorragende Spielsoftware in Form der von Lucasfilm Games produzierten Ballblazer und Rescue on Fractalus! einen Anschub zu geben schlägt fehl, da beide Programme schon Monate vor ihrer Veröffentlichung als Raubkopien für den 800XL rasende Verbreitung finden, und daher zum Zeitpunkt des offiziellen Verkaufsstarts niemanden mehr interessieren. Das Atari 5200 wird letztendlich nur in vergleichsweise geringer Stückzahl produziert und dann stillschweigend eingestellt. In Europa kam es nie auf den Markt.

Atari XE / XE Game System (XEGS)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari 130XE

Jack Tramiel übernimmt am 02.07.1984 Atari, nachdem Warner nicht länger bereit ist, die durch den Preiskampf mit Commodore bedingten, mittlerweile millionenschweren Verluste der Heimcomputersparte hinzunehmen und führt sie als Atari Corp. weiter. Nach der Übernahme wird der Preiskrieg auf dem Sektor der Heimcomputer noch verschärft, da Tramiel ab sofort primär einen Feldzug gegen seine frühere Firma Commodore führt und diese aus dem Geschäft zu drängen versucht. Die Videospieleabteilung, die jetzt Atari Games heißt, wird vom restlichen Unternehmen abgetrennt und verbleibt weiterhin bei Warner.

Tramiel hat kein Interesse an Spielkonsolen, beendet alle entsprechenden Entwicklungen und stoppt das gerade erst eingeführte Atari 7800. Atari wird ab sofort konsequent auf Gewinn getrimmt und radikal gesundgeschrumpft. Hierfür setzt Tramiel das ihm von Commodore zu Atari gefolgte Personal inklusive seiner drei Söhne an die verantwortlichen Positionen der Firma und entlässt gleichzeitig den größten Teil der bisherigen Belegschaft. Zwei Drittel der Atari-Mitarbeiter erhalten die Kündigung. Atari soll wie zuvor Commodore zum führenden Hersteller für Homecomputer aufgebaut werden. Während der Fokus der Entwicklungsarbeiten primär auf der Fertigstellung des neuen 16-Bit-Flaggschiffs Atari ST liegt, wird die Produktion der in der Herstellung nach wie vor zu teuren XL-Serie sofort gestoppt, und die vorhandenen Bestände preislich stark reduziert abverkauft. Während durch den nunmehr günstigen Preis für den auslaufenden 800XL neue Käuferschichten erschlossen werden sollen, wird die 8-Bit-Produktlinie zur modernisierten und stark kostenoptimierten XE-Serie weiterentwickelt. Zwei neue Modelle mit 64 KByte (65XE) und 128 KByte Arbeitsspeicher (130XE) werden eingeführt. Die neue Serie orientiert sich optisch stark am großen Bruder Atari ST, während technisch nur geringfügige Änderungen vorgenommen werden, um die Kompatibilität zu den Vorgängermodellen zu erhalten und die Entwicklungsdauer und -kosten zu reduzieren. Der stark modernisierten und frischen Optik stehen eher ärgerliche Details wie die qualitativ deutlich schlechtere Tastatur und ein nicht zu den Vorgängermodellen kompatibler Erweiterungsbus gegenüber. Weitere geplante Schwestermodelle wie der 65XEM mit Synthesizerchip oder der tragbare 65XEP werden zwar vorgestellt, gingen aber nicht in Serie. Neben den Computern 65XE und 130XE entsteht nun doch auch eine neue Spielkonsole: Das Atari XE Game System, kurz XEGS, eine tastaturlose Konsole, die auf der XE-Serie basiert und durch Zukauf weiterer Komponenten zu einem vollwertigen Computer ausgebaut werden kann. Allerdings kann Atari diese Konsole aufgrund der technischen Unterlegenheit gegenüber aktuellen, etablierten Spielsystemen und der Konkurrenz aus dem eigenen Hause in Gestalt des 1986 wieder ins Programm genommenen Atari 7800 nur in geringen Stückzahlen absetzen. Insgesamt betrachtet kann der Atari XE trotz attraktiver Preise und gutem Softwareangebot zu keiner Zeit zum erklärten Erzrivalen Commodore 64 aufschließen. Einen nochmaligen Aufschwung erfährt die XE-Serie ab 1990, als nach dem Zerfall des Ostblocks große Mengen vom speziell für den neu entstandenen Markt produzierten Modell 800XE (prinzipiell nur ein umbenannter 65XE, die Zahl 800 soll offenbar an die beliebten Vorgängermodelle erinnern) abgesetzt werden können. Doch auch dieses letzte Hoch ist nicht von Dauer. 1992 wird schließlich die gesamte 8-Bit-Produktlinie von Atari eingestellt.

Atari ST[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari 260ST

Siehe auch Hauptartikel: Atari ST

Da Atari es nicht schafft die Firma Amiga aufzukaufen, sondern in letzter Minute von Commodore ausgestochen wird, wird kurzerhand beschlossen, ein eigenes Konkurrenzsystem zu entwickeln. Chefentwickler wird Shiraz Shivji, der hin und wieder als der Vater des C64 bezeichnet wird, tatsächlich aber nur geringen Anteil an dessen Entwicklung hatte. Anders jedoch beim neuen Atari-Computer: Nach wenigen Monaten ist der Atari ST fertig und kann sogar noch im selben Jahr veröffentlicht werden wie der Amiga. Dieses Kunststück gelingt angeblich teilweise deswegen, weil die Jack Tramiel zu Atari gefolgten Commodore-Ingenieure die eine oder andere Idee (oder Festplatte) mit zu ihrem neuen Arbeitgeber nehmen. Tatsächlich ist die technische Basis der beiden 16-Bit-Boliden auf den ersten Blick recht ähnlich. Auch der ST wird von einer Motorola 68000 CPU befeuert und soll in der Basisversion 260ST mit 256 KByte Arbeitsspeicher ausgeliefert werden. Da beim 260ST das Betriebssystem noch von Diskette geladen wird und alleine bereits 192 KByte belegt, wird der Speicherausbau zum Produktionsstart aber sinnvollerweise auf 512 KByte vergrößert. Nachdem das Betriebssystem TOS in der endgültigen Version vorliegt, wird dieses fest im ROM verankert und der Computer passend zur Speichergröße in 520ST umbenannt. Der etwas später nachgeschobene 1040ST besitzt ein eingebautes 3,5"-Diskettenlaufwerk, welches bei den kleineren Varianten noch extern angeschlossen werden muss, sowie satte 1024 KByte Speicher. Im Unterschied zum Amiga verzichtet der ST jedoch auf speziell entwickelte Custom-Chips, weswegen er zwar im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Computern beeindruckende technische Daten vorweisen kann, gegenüber seinem Erzkonkurrenten Amiga aber in Grafik und Sound etwas zurückbleibt. Diesen Nachteil macht der neue Atari jedoch durch seinen wie von Tramiel gewohnt konkurrenzlos niedrig angesetzten Preis mehr als wett. Musiker erfreuen sich an der erstmals seit Yamahas MSX-Computer CX5M in einem Heimcomputer integrierten MIDI-Schnittstelle zum problemlosen Datenaustausch mit elektronischen Musikinstrumenten. Professionelle Anwender freuen sich über den ausgezeichneten Schwarz/Weiß-Monitor SM124 mit gestochen scharfem Bild und damals sagenhaften 71 Hz Bildwiederholrate, ärgern sich aber gleichzeitig über die gefühlsmäßig minderwertige Tastatur mit viel zu schwammigem Anschlag. Ein Novum in dieser Preisklasse ist die grafische Benutzeroberfläche GEM mit icon-basierter Maussteuerung. Bis zum Erscheinen des Amiga 500 im Jahr 1987 erobert Atari mit dem ST aufgrund seines unschlagbaren Preises deutlich größere Marktanteile als Commodore mit dem für normale Heimanwender nahezu unerschwinglichen Amiga 1000. Danach neigt sich die Waagschale jedoch immer schneller in Richtung Commodore. Während der Amiga 500 reißenden Absatz findet, stagniert die Weiterentwicklung der ST-Reihe. Technisch nahezu unverändert präsentiert sich ab 1987 der für Profianwender optimierte Mega ST im kompakten Desktop-Gehäuse mit abgesetzter und endlich qualitativ deutlich besserer Tastatur, und je nach Modell 1 bis 4 MByte Speicher. Erst 1989 kann Atari mit Einführung des nun auch in Bezug auf die grafischen Fähigkeiten stark verbesserten Atari STE den technischen Vorsprung des Amiga aufholen, doch sind die einst eroberten Marktanteile mittlerweile verloren. Die großen Spielefirmen haben sich längst dem Amiga zugewandt, außerdem drängen mittlerweile die PC-Kompatiblen mit ähnlich potenter Grafik auf den Markt.
In Europa avanciert der Atari ST zum Standard CAD- und DTP-Computer. 1987 bietet Atari ein komplettes DTP-System mit Laserdrucker für gerade einmal DM 3000,- an, was seinerzeit einer Sensation gleichkommt. Professionelle Musiker nutzen den kompakten 1040ST mit seiner integrierten MIDI-Schnittstelle noch Ende der 1990er-Jahre, und auch danach ist der Atari noch vereinzelt auf Bühnen im Hintergrund zu sehen. Aber auch und gerade als Spiele-Computer kann sich der Atari ST vor allem in den Jahren zwischen 1985 und 1987 durch sein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis eine große Fangemeinde aufbauen. Bevor der Amiga 500 die Machtverhältnisse umkehrt, entstehen einige Meilensteine der Computerspielgeschichte wie das Echtzeit-Rollenspiel Dungeon Master, welche zunächst nur exklusiv auf dem Atari ST verfügbar sind und von Besitzern anderer Systeme neidvoll bestaunt werden.

Atari 7800[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari 7800

Durch den Erfolg des Nintendo NES aufgeschreckt, versucht Tramiel nochmals auf den Zug der billigen Konsolen aufzuspringen. Das Atari 7800, welches 1984 von Tramiel nicht gewollt und unmittelbar nach der Markteinführung gestoppt wurde, wird 1986 nun doch noch veröffentlicht. Da das System mittlerweile jedoch gegenüber der etablierten, japanischen Konkurrenz deutlich veraltet ist, kann es nur einen geringen Marktanteil erringen. Sega und Atari teilen sich einen zehnprozentigen Anteil auf dem Konsolenmarkt, der ansonsten inzwischen von Nintendo klar dominiert wird. Dennoch wird das 7800 erst 1991 endgültig eingestellt.


Atari TT / Falcon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari Falcon 030

Letzte Evolutionsstufe der ST-Baureihe sind ab 1990 der Atari TT mit echtem 32-Bit Prozessor Motorola 68030, mindestens 2 MByte RAM und Auflösungen von bis zu 1280×960 Pixeln (monochrom), sowie ab 1992 der Falcon 030 mit einer 16-Bit-Farbpalette (65.536 Farben) bei 640×480 Pixeln und 4 bis 14 MByte Speicher. Zu diesem Zeitpunkt ist der Kampf der alten Rivalen Amiga und Atari gegen die Übermacht der PC-Kompatiblen jedoch schon verloren. Der wichtige US-Markt ist fest in der Hand der PC-Clones, nur in Europa ist noch ein Restmarkt für Heimcomputer vorhanden, der jedoch nicht ausreicht um den letzten beiden verbliebenen Firmen Atari und Commodore das Überleben zu sichern. Schlechtes Marketing, falsche Positionierung der Produkte und deren unglückliche oder fehlende Bewerbung tun ein Übriges. Commodore geht 1994 in die Insolvenz, im gleichen Jahr beendet Atari endgültig jegliches Engagement auf dem Computersektor und konzentriert sich einzig auf die verbleibenden Spielkonsolen-Projekte.


Atari Lynx[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari Lynx

Siehe auch Hauptartikel: Atari Lynx

Atari übernimmt 1989 den Handheld Handy von Epyx. Atari lässt die Konsole fertig entwickeln und benennt sie um in Lynx. Obwohl das neue Spielgerät dem Gameboy überlegen ist, da man es mit weiteren Geräten gleichen Typs verbinden kann und sein Display mehrfarbige Grafikdarstellung bietet, kann Atari das Lynx ebenfalls nur in geringen Zahlen absetzen. Der Gameboy ist zwar wesentlich einfacher aufgebaut und weniger leistungsfähig, aber er wird deutlich billiger verkauft und seine Akkus halten wegen der monochromen Darstellung um ein Vielfaches länger als die des Lynx, welches seine Batterien förmlich frisst - für unterwegs Spielende ein entscheidender Nachteil.


Atari Jaguar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atari Jaguar

Mit dem Atari Jaguar startet man 1993 einen letzten Versuch, der Abwärtsspirale entgegen zu wirken. Nach dem Ende der hauseigenen Computerentwicklung konzentriert Atari alle verbleibenden Ressourcen auf den letzten Hoffnungsträger Jaguar. Zwar verfügt der Jaguar über beeindruckende technische Daten wie z.B. den ersten echten 64-Bit Grafikprozessor, aber die Spieler kommen nicht auf den Geschmack, denn der Markt ist mittlerweile fest in japanischer Hand, und die finanziell angeschlagene Firma Atari kann sich aufwändige Werbung für ihr neues Produkt schlicht nicht mehr leisten. Die Programmbibliothek besteht fast nur aus Remakes von Klassikern, welche vom Atari ST oder Amiga portiert werden und die Fähigkeiten des Systems kaum ausnutzen. Auch verwenden die meisten Programme nur wenige der neuen Features des komplizierten Grafikprozessors aufgrund von schwerwiegenden Bugs und Design-Fehlern in dessen verfrüht auf den Markt gebrachter Hardware. Von ca. 200 Firmen, die ursprünglich Support für den Jaguar angekündigt hatten, veröffentlicht daher tatsächlich nur eine Handvoll Publisher neue Spiele für Ataris High-Tech-Konsole. Auch Atari selbst versagt bei der Unterstützung des eigenen Produkts. Ein angekündigtes CD-Laufwerk für das System wird erst mit großer Verspätung nachgereicht, andere versprochene Erweiterungen werden erst gar nicht mehr veröffentlicht. Auch eine zügige Überarbeitung des fehlerhaften Grafikprozessors findet nicht statt. Somit ist auch Ataris letzte Spielkonsole, trotz theoretisch überragender technischer Fähigkeiten und günstigem Preis, zum Scheitern verurteilt.

Der Niedergang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende der 1980er-Jahre verschärft Tramiel den Preiskampf. Bis dahin konnte Atari den ST vor allem in Europa teuer verkaufen. Jedoch gewinnt der Macintosh von Apple zunehmend Marktanteile, wo bisher der ST eine dominierende Stellung hatte. Im DTP-Bereich, Ataris wichtigste Abnehmer für den ST, verliert der ST zunehmend Marktanteile, da die Weiterentwicklung des ST nur sehr zögerlich vorangeht. Am meisten Probleme bereitet aber der PC-Markt. Die billigen PC-Klone überschwemmen den Markt und verdrängen die teuren Homecomputer. 1994 wird die Computerproduktion bei Atari eingestellt, da sich Tramiel fortan ausschließlich auf Spielkonsolen stützt.
Nach dem Scheitern von Ataris letzter großer Hoffnung, der Spielkonsole Jaguar, ist die Firma endgültig am Ende. Alle laufenden Entwicklungen werden gestoppt und nur noch die Reste der Lagerbestände abverkauft. Zwei Jahre nach dem Ende des großen Rivalen Commodore übernimmt am 30.7.1996 der Festplattenhersteller JTS alle Atari-Aktien, vermutlich als Werbeaktion. Wenige Wochen später existiert Atari endgültig nicht mehr.

Infogrames[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch Hauptartikel: Infogrames
Nach dem Ende Ataris als selbstständige Firma kauft zuerst Hasbro die Namensrechte für Atari. Jedoch gelingt es Hasbro nicht, die Traditionsmarke Atari erfolgreich zu verwerten. Unter dem Atari-Label erscheinen hauptsächlich alte Klassiker. Es scheint fast so, als ob Hasbro kein Interesse an der intensiveren Verwertung des Namens Atari hat. Nach einer handvoll Brettspielumsetzungen für Windows und Playstation verkauft Hasbro seine Computerspielabteilung. Infogrames kauft 2001 für 100 Mio. US-Dollar die Software-Sparte Hasbro Interactive auf, welche auch die Namensrechte für Atari beinhaltet. Innerhalb weniger Monate erscheinen mehrere Infogrames-Spiele unter dem Atari-Label. Im Jahr 2003 folgt schließlich die Umbenennung von Infogrames zu Atari. Die Traditionsmarke Atari bleibt der Spielewelt somit erhalten, hat mit der ursprünglichen Firma jedoch nichts mehr gemein.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Winnie Forster: Spielkonsolen und Heimcomputer, ISBN 978-3-00-024658-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

WP-W11.png Wikipedia: Atari