Interview mit Pascal Ciampi
Interview | ||
---|---|---|
Interview mit | Pascal Ciampi | |
Bekannt als | Autor von Rombachs C64-Spieleführer Teil 2 | |
Geführt von | Thorsten Schreck | |
Erstveröffentlichung | 26. Oktober 2005 im C64-Wiki |
Hi Pascal, danke fürs Interview. Bitte stell dich doch einmal vor ...
Hallo Thorsten. In Kürze also die Eckdaten: Pascal Ciampi, 37 Jahre alt, verheiratet, in Freiburg geboren, Studium in Münster und Dortmund. Seit 5 Jahren in der Software-Branche tätig. Seit kurzem in München.
Du hast vor ca. 20 Jahren den Rombachs C64-Spielfuehrer Teil II geschrieben.
Es sind sogar ziemlich exakt 20 Jahre. Wir mussten mit dem Projekt warten bis zu meinem 18. Geburtstag damit ich den Vertrag unterschreiben konnte.
Was verbindet Dich heute noch mit dem C64?
In erster Linie Nostalgie. Wenn ich einen sehe, könnte ich aber nicht dran vorbeigehen. Letztes Jahr hatte ich noch 2 Stück im Keller, musste mich aber wegen meines Umzugs von ihnen trennen. Einer hatte sogar noch ein eingebautes SPEED-DOS. Das ist so ein wenig die Crux wenn ich heute am 64er sitze, die Ladezeiten - und die Load-Erros - vergällen schon ein wenig den Spaß. Die Spielideen und die Vielfalt die waren schon sensationell. Einen solchen Faktor, Spielspaß zu MB-RAM, hatte danach nie wieder ein Rechner. Heute geht vieles über die Grafik. Die war mir nie so wichtig.
Hast Du damals neben den Spielreviews auch selber C64-Programme entwickelt?
Nur wenig was über "20 GOTO 10" Niveau hinausginge. Rückblickend bedauere ich das sehr.
Eine Frage interessiert mich besonders, da Du in der Softwarebranche tätig bist, hat da nicht der C64 bei Deiner Berufswahl eine Rolle gespielt (...so in der Art, Du konntest Dein Hobby zum Beruf machen ...)
Beeinflusst hat es mich schon, aber mehr in der Art, dass ich mein Hobby gerade nicht zum Beruf machen wollte. Als Beruf war es nicht meine erste Wahl, ich habe vorher VWL studiert. Mittlerweile kann ich mir keinen interessanteren Beruf vorstellen.
Zurück zum C64-Spieleführer: Was hat Dich damals dazu bewogen, so ein Buch zu schreiben?
Einer der beiden Autoren des Ersten Bandes suchte Mitarbeiter für den Zweiten Band. Vor allem für die zeitaufwendigen Strategiespiele und Adventures. In der damals noch sehr übersichtlichen Szene wurde ihm wohl von Leuten erzählt, die dieses oder jenes Adventure gelöst hätten. Am Ende kam er aber immer wieder bei mir raus. Am Ende hatte er wohl doch keine Lust, er hat ja dann später den Band über Anwendungsprogramme geschrieben und so hat Ralf Tellgmann das Projekt in die Hände genommen. Wir haben die Idee Data Becker angeboten, die waren führend was die C64 Fachbücher anging, aber die haben abgewunken. Vielleicht hatten die schon selbst ein Buch in der Planung oder sie haben den Markt falsch eingeschätzt. Später haben sie dann einen Spieleführer rausgebracht. Anfangs fand ich es witzig für mein Hobby bezahlt zu werden, schließlich war ich passionierter Spieler. Später war ich durch meine Unterschrift unter den Vertrag gebunden, da gab es kein zurück mehr obwohl es mehr als einen Moment gab wo ich hätte hinschmeißen wollte. Es ist witzig, dass ich damals vieles von dem kennengelernt habe, was mir im Projektgeschäft heute wieder begegnet. Wenig kompetente Vorgesetzte (in diesem Fall Lektoren) knappe Deadlines, mangelndes Marketing und Magenschmerzen wenn man nicht weiß wie man Termine einhalten soll.
Hast Du noch weitere Bücher geschrieben?
Um Gottes Willen, Nein. Wenn man nur die Arbeit nimmt, kam ich damals auf einen Stundenlohn von 1€.
Wenn nein, über was würdest du gerne schreiben?
Wir haben damals gewitzelt, wenn wir jemals wieder ein Buch schreiben, dann einen Arztroman. Aber man schreibt ja nicht nur Bücher. In meiner Freizeit bin Fanzine-Editor, da schreibe ich gerne Kommentare bzw. Vorworte. Als Lückenfüller schreibe ich auch heute noch Rezensionen. Mal über Kinofilme, mal über Bücher. Auch wenn ich es nicht kann, schreiben macht mir Spaß. Kürzlich hatte ich die Idee zu folgendem Buch : "Überleben in Bayern. Survival-Guide für Zugereiste". Vielleicht gibt's so was aber bereits. :-)
Da nehme ich Dich gerne beim Wort: Würdest Du wenn es Deine Zeit erlaubt, auch mal wieder eine Rezension zu einen C64-Spiel schreiben (ähm... Stundenlohn ...liegt wird wohl noch weniger sein, wie vor 20 Jahren ...)
Doch so viel ;-)
Auch wenn es damals schon nicht besonders viel war, meinen Führerschein habe ich mir damit finanziert. Aber nein, es geht nicht ums Geld. Wer schreibt, der will gelesen werden. Und so eine Leserzuschrift, das einem dieser oder jener Satz gut gefallen hat, das ist schon Motivation genug. Oder, weshalb machst Du Dein Wiki ?
Zurück zum Thema: Zu welchem Game können wir was erwarten?
Zum besten Computerspiel, das es jemals gab: M.U.L.E.. Es war seinerzeit das am meisten Raubkopierte Spiel. Wenn es einen Spiele-Oscar posthum gäbe, Dani Bunten hätte ihn verdient. Wird vielleicht weniger eine Rezension denn eine Laudatio.
Im Rombachs C64-Spieleführer gabs bereits einen Bericht zum Spiel und es wurde in die "Créme de la Créme Liste" aufgenommen und ich selbst habe auch schon was dazugeschrieben. Vielleicht kannst Du kurz mal Deine Kritik in drei Sätzen loswerden...
Das einfache Grundprinzip eines Wirtschaftsspiels, nämlich dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, liegt der Spielidee zugrunde. Und wenn es zu Viert an einem Computer gespielt wird - was an sich schon sehr selten ist für ein Computerspiel - kommt noch ein wenig Psychologie hinzu. Dazu ist es mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden, die Intros und Jingles höre ich heute noch gern und hie und da gibt es kleine Zitate auf die damalige Computer(spiele)welt.
Uff, exakt 3 Sätze und das mitten im Wahlkampf.